Fachgespräch in Maria Bildhausen setzt starkes Signal für waidmännische Zusammenarbeit
Rotwild kennt keine Grenzen: Im traditionsreichen Jagdzimmer der Abtei des Klosters Maria Bildhausen in Münnerstadt fand ein bedeutsames Fachgespräch zur Situation des Rotwildes im Grenzgebiet zwischen Bayern und Thüringen statt. Eingeladen hatte Bayerns Jagdminister Hubert Aiwanger, der gemeinsam mit Vertretern aus Bayern, Hessen und Thüringen den Erhalt und die Weiterentwicklung gesunder Rotwildbestände in den Mittelpunkt stellte. Es steht schlecht um das Rotwild, weil Politik, Jagd und Landnutzung dem Wildtier kaum den Raum geben, den es eigentlich bräuchte. Rotwild ist ein Tier, das große, vernetzte Lebensräume braucht – in Deutschland aber wurde es künstlich in kleine „Reservate“ gezwungen. Dazu kommen Jagddruck, genetische Probleme und zunehmende Störungen durch den Menschen.
Rotwild kennt keine Grenzen: Genetische Vielfalt als gemeinsames Ziel
Die Teilnehmer waren sich einig: Rotwild kennt keine politischen Grenzen. Umso wichtiger ist es, die genetische Vielfalt über Ländergrenzen hinweg zu sichern. Ein abgestimmtes Vorgehen der drei Bundesländer gilt als starkes Signal für waidmännische Zusammenarbeit und für eine Zukunft, in der Wildtierbiologie Vorrang vor kleinteiligen Verwaltungsgrenzen erhält.
Jahrzehntelange Debatte – neuer Schwung
Die Diskussion um den genetischen Austausch von Rotwild zwischen Bayern und Thüringen hat eine lange Tradition. Jahrzehntelang standen Restriktionen, Interessenkonflikte und starre Regelungen im Vordergrund. Mit dem Treffen in der Rhön zeichnet sich nun ein neuer Weg ab: Grundbesitzer, Jäger und Behörden wollen stärker an einem Strang ziehen, um sowohl die jagdlichen als auch die ökologischen Interessen in Einklang zu bringen.
Rotwild darf wandern
Ein zentraler Diskussionspunkt war die Abschaffung der Abschusspflicht in den sogenannten „Nichteinstandsgebieten“. Künftig sollen Hirsche ab dem 2. Lebensjahr auch dort nicht mehr automatisch bejagt werden dürfen. Vielmehr soll den Hirschen ermöglicht werden, während der Sommermonate bis zum Ende der Brunft in bislang rotwildfreien Gebieten zu verweilen und dort natürliche Wanderbewegungen vollziehen zu können.
Für den Winter zeichnet sich eine pragmatische Lösung ab: Zwischen November und Januar soll eine gezielte Bejagung stattfinden, um Wildschäden zu verhindern und Bestände auf einem gesunden Niveau zu halten.
Wanderkorridore schaffen
Ein weiterer Schwerpunkt des Fachgesprächs war die Einrichtung von grenzüberschreitenden Wanderkorridoren zwischen Bayern und Thüringen inklusive Telemetrie Projekten. Diese sollen sicherstellen, dass Rotwild auch langfristig die Möglichkeit zum genetischen Austausch behält – ein entscheidender Beitrag für vitale und stabile Populationen.
Thüringen stark vertreten
Auch der Landesjagdverband Thüringen war mit einer Abordnung vertreten und brachte sich als Interessenvertreter der Jägerschaften Thüringens aktiv in die Diskussion ein. Damit konnte gewährleistet werden, dass die Erfahrungen und Anliegen der thüringischen Reviere in die Debatte einflossen.
Fazit: Waidmännische Zusammenarbeit trägt Früchte
Das Treffen in Maria Bildhausen war mehr als ein Fachgespräch – es war ein Signal: Wenn Länder, Jägerschaften und Grundeigentümer bereit sind, alte Gräben zu überwinden, können tragfähige Lösungen entstehen, die Wildbiologie, Jagd und Landnutzung in Einklang bringen. Das Rotwild als „König der Wälder“ braucht diese Kooperation, um auch in Zukunft in einer vielfältigen Kulturlandschaft seinen Platz zu behalten, so LJVT Präsident Gunstheimer.