Der Luchs in Thüringen
Europas Luchse vernetzen
Der Landesjagdverband Thüringen ist Partner im Projekt „Luchs Thüringen“, das sich für eine Bestandsstützung des Eurasischen Luchses im Thüringer Wald einsetzt.
Das Ziel eines breiten Bündnisses für den Luchs ist es, der Tierart eine dauerhaft Perspektive in unserer Region zu geben. Zwischen 2024 und 2027 planen wir, bis zu 20 Luchse aktiv im Thüringer Wald anzusiedeln. Diese ambitionierte Maßnahme wird nicht nur den gelegentlich zuwandernden männlichen Luchsen Anreiz zum Verbleib bieten, sondern auch die Grundlage für die Entwicklung einer stabilen Luchspopulation im Thüringer Wald und damit zwischen den Vorkommensgebieten im Harz und im Bayerischen Wald schaffen.
Mehr Informationen über das Projekt „Luchs Thüringen“ finden Sie auf unserer offiziellen Projekt-Website www.luchs-thueringen.de
Luchsbeauftragte der Jägerschaft
Luchsbeauftragte der Jägerschaft unterstützen Luchsmonitoring
Seit einigen Jahren ist der Luchs nach Thüringen zurückgekehrt. Im Thüringer Harz sowie im nördlichen Eichsfeld kommen die Tiere bereits heute wieder dauerhaft vor. In anderen Teilen des Freistaates sind sie bislang noch seltene Gäste. Dies soll sich jedoch in absehbarer Zukunft ändern: Das Projekt „Luchs Thüringen“ plant die Ausbreitung des Luchses durch die Ansiedlung von bis zu 20 Luchsen im Thüringer Wald zu unterstützen (vgl. TJ 02/2023).
Doch selbst wenn zukünftig mehr Luchse in Thüringens Wäldern leben werden, werden direkte Beobachtungen der scheuen Katzen auch weiterhin selten bleiben. Die Anwesenheit eines Luchses im Revier ist aber manchmal auch auf andere Weise spürbar, etwa durch den Fund von Trittsiegeln oder einem vom Luchs gerissenen Wildtier. Während mancher Jäger einem Luchsriss mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen mag, können die Risse der Forschung mitunter wichtige Informationen liefern. An einem Riss lassen sich nämlich mit etwas Glück Speichelproben des Luchses gewinnen, mit deren Hilfe ein genetisches Profil des Tieres erstellt werden kann. Dadurch können Luchsforscher Rückschlüsse auf die Identität und Herkunft des Luchses ziehen.
Die Untersuchung von potenziellen Luchsrissen ist ein wichtiger Bestandteil des Monitorings, bei dem der LJV das Projekt Luchs Thüringen tatkräftig unterstützt.
Als Ansprechpartner in der Jägerschaft hat das Projektteam zusammen mit dem Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs des Thüringer Umweltministeriums interessierte Mitglieder des Landesjagdverbandes Thüringen zu ehrenamtlich tätigen Luchsbeauftragten ausgebildet.
Nicht nur stehen diese Personen für Fragen rund um diese streng geschützte und dem Jagdrecht unterliegende Wildtierart zur Verfügung, sie nehmen auch Hinweise zu Luchsen an und können gerufen werden, wenn ein totes Wildtier gefunden wurde, das möglicherweise von einem Luchs gerissen wurde.
Nach der theoretischen Ausbildung zum Thema Rissbegutachtung, die im März 2023 stattgefunden hat, folgte am 13.12.23 eine Auffrischung des theoretischen Wissens sowie eine Rissbegutachtung in der Praxis – an einem Reh, das uns als potenzieller Luchsriss gemeldet und zur Verfügung gestellt worden war.
Wie Forensiker an einem Tatort, konnten die Luchsbeauftragten das Analysieren aller Hinweise (Pfotenabdrücke, Bissspuren, Fraßmerkmale, etc) üben und versuchen, Haare zu finden oder frische Speichelproben am Riss zu entnehmen, damit festgestellt werden kann, welches Tier oder gar welches Individuum hier zugange war.
Die Luchsbeauftragten nach Landkreisen (von Nord nach Süd):
Eichsfeld
Markus Port
Tel. 0160 98011164
Wartburgkreis (nur Thüringer Wald)
Antonia Saft
Tel. 0176 24129595
LK Gotha
Julius Zink
Tel. 0172 3687378
Ilm-Kreis
Werner Leidner
Tel. 170 8109743
LK Saalfeld-Rudolstad
Christoph Guth-Jäger
Tel. 0176 20156880
LK Schmalkalden-Meiningen (nur Thüringer Wald)
Romy Weisheit
Tel. 0151 55800810
Saale-Orla-Kreis
Anne Gutewort
Tel. 0157 54199915
Suhl/LK Hildburghausen Nord
Helmut Zimmermann
Tel. 0172 3515253
LK Hildburghausen Süd
Klaus Saalmüller
Tel. 0174 3659405
LK Sonneberg Nord
René Voigt
Tel. 0176 45711522
Einen zusätzlichen Luchsbeauftragten stellt das Biosphärenreservat Thüringer Wald. Ansprechpartner dort ist:
Dr. Tiemo Kahl
Tel. 0361 573924619
LK Sonneberg Süd
Uwe Hartmann
Tel. 0151 42667518
Luchs Thüringen – Auswilderung im Thüringer Wald startet mit deutsch-rumänischen Tieren
Der Luchs im Revier
Luchs Thüringen - Auswilderung im Thüringer Wald
Am Mittwoch, den 15.05.2024 hat Viorel das Auswilderungsgehege verlassen. Er ist ein Wildfang aus den rumänischen Karpaten.
Dr. Max Boxleitner, Projektleiter „Luchs Thüringen“ beim WWF Deutschland: „Die Zukunft der Luchse in Deutschland entscheidet sich in Thüringen. Wir brauchen die Thüringer Wälder als Verbindungskorridore zwischen den Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald. Doch auch über die Landesgrenzen hinaus, spielt die Region für die Luchspopulation in Mitteleuropa eine entscheidende Rolle als Drehkreuz, um einen genetischen Austausch zwischen den Populationen zu gewährleisten.“
Dr. Katrin Vogel, Geschäftsführerin der Wildtierland Hainich gGmbH: „Ich freue mich sehr, dass Frieda seit heute als nun vierter Luchs aus unserer Nachzucht im BUND-Wildkatzendorf frei durch europäische Wälder streift – als erste Luchskatze hier in Thüringen. Wer ihre Eltern oder Geschwister kennen lernen möchte, ist in Hütscheroda herzlich willkommen.“
Artenschutz: Luchs-Auswilderung im Thüringer Wald Langzeitprojekt startet mit deutsch-rumänischen Tieren
Am Mittwochabend (15. Mai) wurden im Rahmen des Projekts „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ zwei Luchse im Thüringer Wald ausgewildert. Als entscheidenden Meilenstein in der Wiederansiedlung und Vernetzung von Luchspopulationen in Deutschland und Mitteleuropa feiern die Projektpartner dieses Ereignis. Die beiden ersten ausgewilderten Tiere sind Luchsin Frieda und Luchs Viorel. Frieda ist im deutschlandweit ersten Koordinationsgehege in Hütscheroda aufgewachsen. Viorel ist ein Wildfang aus den rumänischen Karpaten. Beide Luchse wurden Ende April in ein Auswilderungsgehege im mittleren Thüringer Wald gebracht. Zwei weitere Luchse aus dem Gehege sollen Frieda und Viorel im Spätsommer in die Freiheit folgen. Ziel ist es, in den nächsten vier Jahren jedes Jahr bis zu 5 Luchse auszuwildern.
Hierzu erklärt Umweltminister Bernhard Stengele: „Das ist ein wegweisendes europäisches Projekt mit unseren Partnern aus Rumänien und dem Luchsgehege in Hütscheroda. Unser Ziel ist eine gesunde und stabile Luchspopulation im Thüringer Wald mit der wir allmählich die Luchspopulationen in Deutschland und Mitteleuropa vernetzen. Dieses Projekt ist dafür enorm wichtig – und ich danke den vielen Partnerinnen und Partnern, die zum guten Gelingen beitragen.“
Dr. Markus Port, Luchsexperte BUND Thüringen: „Der Luchs begleitet den BUND Thüringen schon seit vielen Jahren und nun dürfen wir ihn bei der Rückkehr in seinen ursprünglichen Lebensraum begleiten. Darauf sind wir sehr stolz. Zumal unser langjähriges Engagement die Grundlagen für das aktuelle Projekt liefert. Durch das Monitoring haben wir fundierte www.iapc.ch/a-propos-de-nous Kenntnisse über das Vorkommen der Art in Thüringen und können nun die Weichen für eine dauerhafte Rückkehr des Luchses in Thüringens Wälder stellen.“
Die Auswilderung erfolgte nach dem sogenannten „Soft-Release-Verfahren“, bei dem die Luchse vor ihrer Freilassung für 2 bis 4 Wochen in dem Auswilderungsgehege gehalten wurden. So sollte den Tieren eine sanfte Eingewöhnung an ihre neue Umgebung ermöglicht werden. In zwei getrennten Gehegeteilen konnten sich die Tiere außerdem schon vor ihrer Freilassung gegenseitig beschnuppern. Beide Luchse wurden mit GPS-Halsbändern ausgestattet, um ihre Bewegungen in den ersten Monaten nach der Freilassung überwachen zu können.
Das Projekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ hat eine Laufzeit bis Ende August 2027 und wird im Rahmen des Programms „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) umgesetzt – und gemeinsam vom BUND Thüringen sowie BUND Bundesverband, dem WWF Deutschland, dem Wildkatzendorf Hütscheroda, ThüringenForst, dem Landesjagdverband Thüringen, dem UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald, dem Naturpark Thüringer Wald, der Georg-August-Universität Göttingen sowie den rumänischen Projektpartner ACDB und Romsilva durchgeführt. Das Umweltministerium unterstützt das Projekt mit rund 2,9 Millionen Euro bis 2027, wovon ein Fünftel aus dem Thüringer Landeshaushalt stammt und die übrigen 80 Prozent aus ENL-Mitteln der EU kofinanziert sind. Weitere Informationen: www.luchs-thueringen.de
Ergänzende Zitate:
Frank Herrmann, Landesgeschäftsführer des LJV Thüringen: „Mit der Auswilderung der beiden Luchse hier in den Kammlagen des Thüringer Waldes nimmt auch das Monitoring durch die hochmotivierten und geschulten Luchsbeauftragten der Jägerschaften Fahrt auf. Wir sind sehr gespannt, ob es den beiden Neuankömmlingen gelingt, mit den schon seit Jahren im Grenzbereich Nordbayern-Hohes Schiefergebirge sporadisch nachgewiesenen Luchsen Verbindung aufzunehmen und so einen wichtigen Schritt in Richtung Vernetzung der Populationen zu tun.“
Dr. Tiemo Kahl, Referent UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald: „Als ein Hotspot der biologischen Vielfalt in Deutschland freut sich das UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald über den Zuzug der Luchse. Diese bedeutenden Spitzenprädatoren werden das Ökosystem vielfältig bereichern.“
Ralf Kirchner, Stellv. Geschäftsführer, Naturpark Thüringer Wald: „Vor über 200 Jahren wurde der letzte Luchs im Thüringer Wald ausgerottet. Heute können wir endlich seine Rückkehr feiern! Oft werde ich von Einheimischen und Touristen gefragt: Können Luchse in diesen geschädigten Wäldern überhaupt überleben? In den letzten 200 Jahren waren die Chancen nie besser! Der Luchs hat im Naturpark eine Zukunft, denn er ist herzlich willkommen. Seine Rückkehr in den Thüringer Wald ist der Grundstein für die Zukunft der Luchse in Deutschland.“