Der Landesjagdverband Thüringen (LJVT) verurteilt den kürzlich bekannt gewordenen Beschuss eines im Ilmkreis aufgefundenen und schließlich erlösten Wolfs aufs Schärfste. Solche Handlungen sind nicht zu rechtfertigen. Zugleich machen sie deutlich: Thüringen braucht dringend ein aktives und praxistaugliches Wolfsmanagement, um Eskalationen und Konflikte künftig zu vermeiden.
Deutlich steigende Zahl an Nutztierschäden
Die aktuelle Entwicklung unterstreicht die Dringlichkeit:
- 2025 wurden bereits 90 Nutztierschadensereignisse über das Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs (KWBL) erfasst.
- In 43 Fällen wurde der Wolf als Verursacher bestätigt.
- Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 waren es 48 Übergriffe, davon 20 nachweislich durch den Wolf verursacht.
Diese Zunahme ist alarmierend. Für Weidetierhalter bedeutet sie eine immense Herausforderung – nicht zuletzt, weil ein 100-prozentiger Schutz vor Wolfsübergriffen unmöglich ist. Haltungsbedingungen, wie sie für Gehege von Wölfen vorgeschrieben sind, lassen sich in freier Landschaft nicht umsetzen und wären für landwirtschaftliche Betriebe auch finanziell nicht tragbar.
Politische Signale setzen Hoffnung
Beim diesjährigen Landesjägertag in Hermsdorf haben sowohl Ministerpräsident Mario Voigt als auch Umweltminister Tilo Kummer angekündigt, den Wolf unverzüglich und pragmatisch in das Landesjagdrecht aufzunehmen.
Der LJVT begrüßt diese klare Positionierung ausdrücklich. Sie zeigt, dass die Sorgen von Weidetierhaltern, Landnutzern und Menschen im ländlichen Raum ernst genommen werden – und dass politischer Handlungswille vorhanden ist.
Forderung: Einführung einer Jagdzeit
Der Landesjagdverband Thüringen fordert ein aktives Wolfsmanagement nach europäischem Vorbild. Dazu gehört auch die Einführung einer Jagdzeit. Nur durch eine gezielte Regulierung lässt sich ein Gleichgewicht zwischen Natur-, Arten- und Kulturlandschaftsschutz erreichen.
Ohne diese Schritte droht der ländliche Raum nicht nur ökologisch, sondern auch politisch an Vertrauen zu verlieren.
Ungleichgewicht im Umgang mit Wildtieren
Die Jägerschaft weist auf eine widersprüchliche Praxis hin:
- Rotwild wird in Thüringen in ausgewiesene Gebiete gezwungen und außerhalb dieser Lebensräume zum Abschuss freigegeben, da es Schäden durch Schälen oder Verbiss verursachen könnte.
- Der Wolf hingegen genießt weitreichenden Schutz – unabhängig von den verursachten Schäden.
Dieses Ungleichgewicht ist aus Sicht des LJVT nicht nachvollziehbar und widerspricht den Prinzipien einer nachhaltigen Nutzung.
Fazit
Der Landesjagdverband Thüringen fordert eine sachliche, transparente und politisch konsequente Debatte über den Umgang mit dem Wolf. Ziel muss ein faires, praktikables und gesellschaftlich tragfähiges Wolfsmanagement sein, das sowohl den Artenschutz als auch die Belange von Weidetierhaltern, Landnutzern und der ländlichen Bevölkerung berücksichtigt.