publikum beim Schalenwildtag des Landesjagdverbandes Thüringen e.V. 2025

Schalenwildtag des Landesjagdverbandes Thüringen e.V.

Verantwortung für Lebensräume und genetische Vielfalt

Am 27. September 2025 fand der Schalenwildtag des Landesjagdverbandes Thüringen e.V. (LJVT) statt. Unter der Leitung des Schalenwildobmanns Matthias Neumann trafen sich Vertreter aus Hegegemeinschaften, Wissenschaft, Jagd und Verwaltung, um die aktuelle Situation unserer wiederkäuenden Schalenwildarten in Thüringen zu analysieren und Lösungsansätze für die Zukunft zu diskutieren.

Ergebnisse eines zweijährigen Projekts

Schwerpunkt des Schalenwildtages bildete die Vorstellung der Ergebnisse eines Evaluierungsprojektes zur Situation der Thüringer Hochwild-Hegegemeinschaften. Hintergrund des Projektes bildete die Notwendigkeit der Neudefinition der Aufgaben und Befugnisse der Hegegemeinschaften nach § 13 ThJG sowie personelle Veränderungen in mehreren Hochwild-Hegegemeinschaften. Im Auftrag des LJVT wurde daher in den Jahren 2024–2025 das durch die Jagdabgabe geförderte Projekt zur Evaluierung der Hochwild Hegegemeinschaften durchgeführt. In seiner Präsentation stellte Stephan Böhl die aus der Analyse abgeleiteten Kernpunkte vor und gliederte diese nach Adressaten.

Schalenwild als Teil intakter Natur

Deutlich wurde: Unsere Schalenwildarten stehen zunehmend im Spannungsfeld zwischen Jagd, Forstwirtschaft und Naturschutz. Während Rot-, Dam-, Muffel- und Rehwild seit jeher wertvolle Jagd- und Nahrungstiere waren und sind, gelten sie heute oft einseitig als „Schadfaktor“ im Waldumbau. Dabei sind sie unverzichtbarer Bestandteil einer intakten Natur. Unwiederbringliche Schäden sowohl an der Natur als auch an den Wildtieren und Fehler entstehen vor allem dort, wo eine wissensbasierte nachhaltige Wildbewirtschaftung vernachlässigt und deren Bejagung ohne Rücksicht auf wildbiologische Besonderheiten betrieben wird.

Fachliche Impulse zum Schalenwildtag 

Als wissenschaftlichen Einstieg präsentierte Prof. Dr. Gerald Reiner (Universität Gießen) erste Ergebnisse seiner genetischen Forschungen, die eindrucksvoll belegten, wie wichtig die Sicherung genetischer Vielfalt für vitale Wildpopulationen ist. Bereits hier wurde deutlich, welche Auswirkungen auch jagdliche Fehler auf die Erhaltung ganzer Arten haben können.

Weitere Vorträge thematisierten die Chancen einer Hegegemeinschaft in Vereinsform (Jörg Ochsenfurt, Sachsen-Anhalt) sowie die Ergebnisse der LJVT-Projektgruppe „Evaluierung der Hegegemeinschaften“ (Stephan Böhl, Stadtroda).

Zentrale Botschaften des Schalenwildtages

des Landesjagdverbandes Thüringen e.V. 

Im Verlauf der Tagung kristallisierten sich folgende Kernforderungen heraus:

Verbesserung der Lebensraumqualität: Schälschäden entstehen weniger durch „zu viel Wild“, sondern häufig durch ungenügende Lebensraumausstattung, Störungen, Stress und Jagddruck.

Ruhezonen schaffen und Jagd anpassen: Querfeldein-Aktivitäten, Nachtjagd im Wald oder Jagd direkt an Äsungsflächen verstärken den Druck auf das Wild. Gefordert wurde u. a. ein Ende der Jagdzeit auf wiederkäuendes Schalenwild am 31.12. des Jahres.

Sozialstrukturen erhalten: Ein verantwortungsvolles Management muss Alters- und Geschlechterstrukturen im Rotwild sichern. Die Schonung von Spießern ist ein entscheidender Baustein für das Aufwachsen zu alten, starken Brunfthirschen.

Genetische Vielfalt sichern: Wanderkorridore, Wiedervernetzung und Trittsteinbiotope sind unverzichtbar. Ohne diese drohen Isolation, genetischer Drift, Inzucht und damit der Verlust an genetischer Vielfalt.

Maßvolles Management: Keine Drückjagden auf Rotwild, keine pauschale Bejagung ab dem ersten Kopf in rotwildfreien Gebieten. Erforderlich ist ein Management „mit Maß und Ziel“ und das Bewusstsein, dass das reine Vorkommen einer Art nichts über ihre Stabilität und Zukunft aussagt.

Hegegemeinschaften: Hegegemeinschaften mit einer Pflichtmitgliedschaft in diesen, ist ein zwingendes Erfordernis der Zeit. Sie benötigen dringend mehr Biss und eine deutlich klarere Definition ihrer Kompetenzen. Hegegemeinschaften können zu einer deutlichen Entlastung staatlicher Bürokratie beitragen, benötigen in ihrem Tun aber auch eine fachliche Anleitung. Sie sind kein Auslaufmodell, sondern bei Wahrnehmung all ihrer Rechte und Pflichten ein wirksames Instrument des Artenschutzes zum Wohle einer komplexen Natur

Fazit

Der Schalenwildtag machte deutlich: Es geht nicht um „mehr“ oder „weniger“ Wild, sondern um bessere Lebensräume, intelligente Bejagungskonzepte und die Sicherung genetischer Vielfalt. Nur so kann das Rotwild – und mit ihm das gesamte wiederkäuende Schalenwild – in Thüringen langfristig seinen Platz im komplexen Gefüge von Natur, Jagd und Landnutzung behaupten. Wildartenspezifizierte Hegegemeinschaften sind ein Schlüssel zur Lösung einer Vielzahl anstehender Probleme und Aufgaben.

Der Landesjagdverband Thüringen dankt allen Referenten und Gästen für den konstruktiven Austausch und die wertvollen Impulse.

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