Gemeinsames Handeln für die Zukunft unseres größten heimischen Wildes – Rotwild kennt keine Grenzen
Landesjagdverband Thüringen e.V. lädt zum Arbeitstreffen „Rotwild in Thüringen – Perspektiven und Handlungsoptionen“ ein
Am 9. Oktober 2025 lud der Landesjagdverband Thüringen e.V. (LJVT) zu einem richtungsweisenden Arbeitstreffen in das Landratsamt Hildburghausen ein. Die Einladung erfolgte anknüpfend an das erste Fachgespräch im Kloster Maria Bildhausen (Münnerstadt/Bayern), welches ein starkes Signal waidmännischer Zusammenarbeit zwischen Bayern, Hessen und Thüringen setzte. Unter dem Titel „Rotwild in Thüringen – Perspektiven und Handlungsoptionen“ diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Verwaltung, Forst, Jagd und Politik in Fortsetzung des begonnenen Dialogs über die Zukunft des Rotwildmanagements im Freistaat und über Ländergrenzen hinaus.
Bereits die Eröffnung der Veranstaltung zeigte die Bedeutung des Themas: Vier ausgewiesene Rotwildexperten beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven – von der wissenschaftlichen Forschung bis zur jagdlichen Praxis. Prof. Dr. Dr. Reiner, renommierter Wildbiologe, referierte über „Rotwildgenetik und Rotwildmanagement“ und betonte die enorme Bedeutung des genetischen Austauschs und der Lebensraumvernetzung für stabile Populationen.
Matthias Neumann, Schalenwildobmann des LJVT und Mitarbeiter am Thünen-Institut für Waldökosysteme Eberswalde, stellte aktuelle Ergebnisse satellitentelemetrischer Untersuchungen vor und zeigte auf, wie Rotwild wandert, welche Barrieren es überwindet – und welche Chancen ein abgestimmtes, modernes Rotwildmanagement bietet. Heiko Stölzner von den Bayerischen Staatsforsten erläuterte die Bestandsentwicklung in der Rotwildhegegemeinschaft Haßberge auf bayerischer Seite und präsentierte konkrete Vorschläge für Wanderkorridore zwischen Bayern und Thüringen.
Klaus Hahner, Vorsitzender der Rotwildhegegemeinschaft Zillbach-Pleß, schilderte eindrucksvoll die Situation im Süden Thüringens: Isolation, schwindende Lebensräume und sogenannte „Todeszonen“ in nichteinbezogenen Gebieten bedrohen dort die genetische Vielfalt des Rotwildes.
Rotwild in Thüringen – Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Die anschließende Gesprächsrunde verdeutlichte, dass das Thema längst über jagdliche Belange hinausgeht: Vertreter der Ministerien, Landräte, Kreisjägermeister, Hegeringleiter, die ThüringenForst-AöR, die Bayerischen Staatsforsten, der Bauernverband und die Waldbesitzerverbände beider Länder nahmen teil. Diese breite Beteiligung zeigte eindrucksvoll, wie groß das Interesse und die Verantwortung für den Erhalt des Rotwildes tatsächlich sind. Im Komplex des klimabedingt zwingenden Waldumbaus und bestehender auch ökonomischer Interessen anderer Landnutzer gilt es nunmehr, geeint nach Lösungen für die langfristige Sicherung der Erhaltung unserer größten heimischen Wildtierart zu suchen und diese kurzfristig umzusetzen.
Besonders erfreulich war die Unterstützung der Politik:
Thüringens Umweltminister Tilo Kummer nahm persönlich an der Veranstaltung teil, Bayerns Wirtschafts- und Jagdminister Hubert Aiwanger war digital zugeschaltet. Beide betonten die Notwendigkeit, über Ländergrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Minister Kummer würdigte die Initiative des LJVT ausdrücklich und zeigte sich offen für pragmatische Lösungen, um den genetischen Austausch zwischen den Populationen zu fördern. Seine klare Botschaft: „Das Rotwild gehört zu Thüringen – und es verdient unsere gemeinsame Anstrengung, seinen Lebensraum zu sichern.“ Während die Bayerische Seite schon einen klaren Plan für das Vorgehen im Nichteinstandsgebiet und für Flächenkulissen potentieller Wanderkorridore im Blick hat, sind diese Prozesse in Thüringen noch in der Entwicklung. Aber der klare Wille der Politik ist vorhanden, auf dem gemeinsamen Weg zur Erhaltung des Rotwildes als Teil des Ökosystems weiter zu gehen.
Rotwild kennt keine Grenzen – im Interesse des Artenschutzes unseres Wildes wir auch nicht
Das Treffen machte deutlich: Nur mit vereinten Kräften lassen sich die Herausforderungen meistern. Für das Rotwild ist es auch im Interesse der Sicherung einer nachhaltigen Bewirtschaftung bereits Fünf vor Zwölf. Artenschutz bedingt aber auch eine komplexe Betrachtung aller Aspekte und Einbeziehung aller Akteure … und das über alle Eigentumsformen und hier auch über Ländergrenzen.
Feindbilder waren gestern – Zukunft geht nur gemeinsam!
Ein ideologiebasiertes „Feindbild Rotwild“ darf es nicht geben! Junge Hirsche sollen künftig wieder wandern dürfen – auch über neu ausgewiesene Korridore zwischen Bayern und Thüringen. Eine Anpassung der Schonzeiten soll zudem sicherstellen, dass diese Wanderbewegungen unterstützt werden und der genetische Austausch langfristig gelingt. Unterstützt wird dieser Weg nicht nur von der Jägerschaft und Forstwirtschaft, sondern auch von den obersten Jagdbehörden beider Länder. Damit wurde in Hildburghausen ein deutliches Signal gesetzt: Für ein modernes, wissenschaftlich fundiertes und praxisnahes Rotwildmanagement – im Sinne von Wild, Wald und Weidwerk im Einklang.
Der Landesjagdverband Thüringen e.V. bedankt sich bei allen Mitwirkenden, Partnern und Unterstützern – insbesondere bei Umweltminister Tilo Kummer für seine klare Bereitschaft zum Handeln.
Rotwild in Thüringen kennt keine Grenzen – und genau so sollte auch unsere Verantwortung aussehen.