Angriffe auf Spaziergänger und Forstmitarbeiter gemeldet – Kommentar des Landesjagdverbandes Thüringen e.V.
Wölfe verlieren Scheu: Die jüngsten Vorfälle in den Revieren Morast (Forstamt Frauenwald) und Wildschopfe (Forstamt Neuhaus), bei denen ein Forstbediensteter und ein Wanderer mit Hunden von mehreren Wölfen aggressiv attackiert wurden, zeigen unmissverständlich: Bei dem auffälligen Rissverhalten dieses Rudels in einer stark zersiedelten Landschaft war es nur eine Frage der Zeit, bis es zu direkten Konfrontationen mit Menschen kommt.
Ein Wolfsrudel, das in einer stark genutzten Kulturlandschaft lebt, ist ständig mit Geruch und Anwesenheit von Menschen konfrontiert – dadurch geht die natürliche Scheu verloren. Die notwendige Distanz zwischen Menschen und Wolf kann nur auf zwei Wegen wiederhergestellt werden: Entweder der Mensch verlässt den Lebensraum des Wolfes – oder der Wolf lernt, den Menschen erneut zu respektieren.
Es ist längst fünf nach zwölf: Diese Ereignisse unterstreichen, wie dringend notwendig es ist, Wölfe dort zu bejagen, wo ihre Dichte zu hoch ist und sie ihre natürliche Scheu verloren haben. Nur so kann Sicherheit für Mensch und Tier gewährleistet werden.
Wölfe verlieren Scheu: Stellungnahme des Landesjagdverbandes Thüringen (LJVT) zum angeblichen Abschuss eines Leitwolfes – LJVT widerspricht Umweltministerium
Aktuell wird in verschiedenen Medien spekuliert, dass der Leitwolf des Neustädter Rudels im Thüringer Wald illegal getötet worden sei und dies zu auffälligem Verhalten der übrigen Rudelmitglieder geführt habe.
Wir möchten hierzu klarstellen: Nach offizieller Information des Thüringer Umweltministeriums handelte es sich bei dem im September aufgefundenen Tier bei Jesuborn nicht um einen sogenannten Leitwolf, sondern um einen jungen Wolf.
Dies berichtete auch MDR Thüringen am 5. September 2025.
Der Landesjagdverband Thüringen warnt eindringlich davor, durch unbelegte Behauptungen oder vorschnelle Zuschreibungen Panik zu schüren oder komplexe Zusammenhänge vorschnell zu vereinfachen.
Der Landesjagdverband Thüringen fordert daher ein konsequentes Umdenken in der deutschen Wolfspolitik.
Der Wolf muss endlich ins Bundesjagdgesetz aufgenommen werden. Dies erfordert zwingend die Anpassung des Bundesnaturschutzgesetzes – insbesondere die Streichung des § 45a („Lex Wolf“) und die inhaltlich korrekte Übernahme des Art. 16 (1) der FFH-Richtlinie in den § 45 (7).
Darüber hinaus brauchen wir:
- eine neutrale und schlagkräftige Monitoringstelle für Wolf und andere Großprädatoren, da die bisherigen Strukturen nicht ausreichen,
- die Festlegung eines klaren Schwellenwertes für den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes, bezogen auf den deutschen Anteil der Zentraleuropäischen Subpopulation,
- ein bundeseinheitliches Bejagungskonzept, angelehnt an das schwedische Modell: ganzjährige Schutzjagd zur Abwendung akuter Schäden sowie regulierende Jagd bei lokal zu hohen Beständen,
- eine Korrektur der Berichterstattung nach Art. 17 FFH-Richtlinie – rückwirkend ab dem letzten Berichtszeitraum – auf Populationsebene, um Vertragsverletzungen gegenüber der EU zu vermeiden.
Auch auf Länderebene sind nun entschlossene Schritte nötig:
Die Landesjagd- und Naturschutzgesetze müssen an die neuen bundesrechtlichen Vorgaben angepasst werden sobald die Bundesgesetzgebung in diesem Bereich angepasst wurde. Wolfsverordnungen und Managementpläne sind bundeseinheitlich neu zu fassen und durch ein verbindliches Bejagungskonzept zu ergänzen.
Die Zeit des bloßen Beobachtens ist vorbei – wir brauchen ein aktives Wolfsmanagement, das Sicherheit für Mensch, Tierhalter und Jagd schafft, so der LJVT Präsident Ludwig Gunstheimer.
