Waschbär auf der Speisekarte? Klingt erstmal nach einem kulinarischen Abenteuer aus einem Survival-Guide – ist aber ganz real: Ein Restaurant in Weimar serviert tatsächlich Braten vom Waschbären. Silvio Anders vom Landesjagdverband Thüringen nennt das Ganze treffend: „Essen für den Artenschutz“.
Tatsächlich ist die Idee gar nicht so abwegig, wie sie klingt. Denn der Waschbär ist nicht einfach ein putziges Großstadtgesicht mit dunkler Maske – er ist ein invasiver Raubsäuger, der sich seit seiner Auswilderung vor rund 90 Jahren in Nordhessen rasant über ganz Deutschland verbreitet hat. Auf seinem Speiseplan? Alles, was nicht schnell genug flieht: Jungvögel, Fische, sogar seltene Flussschildkröten. Kein Wunder also, dass er das ganze Jahr über jagdbar ist – zumindest in Thüringen.
LJVT Verbandssprecher: „Fürs Klima ist es besser, einen Waschbären zu essen als Billigfleisch aus Discountern“
„Warum also nicht sinnvoll verwerten, was ohnehin geschossen wird?“ fragt Anders und legt nach: „Fürs Klima ist es besser, einen Waschbären zu essen als Billigfleisch aus dem Discounter.“
Ein Satz mit Wirkung. Denn als Allesfresser kommt der Waschbär dem Hausschwein erstaunlich nahe – zumindest kulinarisch. Dass wir ihn trotzdem kaum auf dem Teller sehen, sei laut Anders eine Frage der Kultur. Und eine Einladung, mal „über den Tellerrand“ hinauszuschauen. Viele Menschen entscheiden sich aus ethischen Gründen gegen Fleisch – aus denselben Gründen plädiert Anders für Wildbret: freilebende Tiere, kein Maststress, keine Massentierhaltung.
„Weniger Fleisch, dafür besseres“ – das ist sein Motto. Und was das angeht, kann Waschbärfleisch durchaus punkten: fettarm, nährstoffreich und – bei richtiger Zubereitung – überraschend schmackhaft. Auch die Wissenschaft hat schon probiert: Eine Pilotstudie der Uni Leipzig zeigt, dass Waschbärfleisch mikrobiologisch sauber ist. Keime wie Salmonellen? Fehlanzeige. Und der Geschmack? Anders beschreibt es so: „Geht in Richtung Rind oder Dachs, kräftiger als Hase. Aber: das Fett muss runter, sonst wird’s streng.“ Ob Waschbärbraten bald öfter in deutschen Küchen schmort? Das liegt am Mut zum Probieren.
Wichtiger Hinweis zum Verzehr von Waschbären
Der Verzehr von selbst gefangenen oder getöteten Waschbären durch Privatpersonen ist ausdrücklich nicht erlaubt und kann gesundheitsgefährdend sein! Waschbären dürfen ausschließlich von fachkundigen und dafür ausgebildeten Personen, also Jägerinnen und Jägern, erlegt und verwertet werden. Der unsachgemäße Umgang kann strafrechtliche Folgen haben und ist ein Verstoß gegen das Tierschutz- und Lebensmittelrecht. Deshalb gilt: Waschbärfleisch ist kein Selbstversorger-Experiment! Bitte überlassen Sie Jagd, Verarbeitung und Kontrolle den Profis – Ihrer Gesundheit und dem Tierschutz zuliebe.
Vermarktbar ist das Fleisch jedenfalls – zumindest für Jäger, die registrierte Lebensmittelunternehmer sind. Vor dem Verzehr muss das Fleisch des Waschbären ebenso wie bei Haus- und Wildschweinen vom Veterinäramt auf Parasiten, sogenannte Trichinen, untersucht werden. Mit den Fadenwürmern infiziertes Fleisch wird konfisziert, da der Mensch daran erkranken kann. Abgesehen davon sei Waschbärfleisch jedoch unbedenklich. Und wie sagt man so schön:
„Es muss ja nicht gleich Waschbär sein – aber Wild ist immer einen Versuch wert.“
Waschbär auf der Speisekarte?
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