Gans schön frech – Wie die Nilgans auch in ThĂĽringen heimische Arten verdrängt und warum Jäger jetzt gefragt sind
Sie ist farbenfroh, lautstark und durchsetzungsfähig – doch ihre charmante Optik täuscht: Die Nilgans ist längst mehr als ein exotischer Blickfang in deutschen Parks und an Flussufern. Sie ist eine invasive Art, die sich flächendeckend ausbreitet – auch in Thüringen. Und das mit Folgen.
Nilgans auch in ThĂĽringen – Die Zahlen sprechen fĂĽr sich: Laut Monitoring des Deutschen Jagdverbands (DJV) kommt die Nilgans inzwischen in 54 Prozent der Jagdreviere in Deutschland vor – das sind rund 50 Prozent mehr als noch 2017. Zum Vergleich: Die heimische Graugans erreicht nur 51 Prozent, mit deutlich geringerer Zunahme. Auch die Brutnachweise der Nilgans steigen massiv.
Der Grund zur Sorge ist berechtigt – denn die Nilgans ist nicht nur konkurrenzstark, sondern verdrängt aktiv heimische Arten. Sie besetzt Brutplätze aggressiv, vertreibt Enten, Schwäne, Störche – und sogar Greifvögel. In der Kulturlandschaft richtet sie durch Verkotung, Lärm und Fraßschäden zunehmend Schaden an – sei es auf landwirtschaftlichen Flächen, Liegewiesen oder an Gewässern.
Alexander Weiß, Geschäftsführer der Stiftung Lebensraum Thüringen e.V. und Niederwildobmann im Landesjagdverband Thüringen e.V., fordert daher entschlossenes Handeln:
„Wie bereits beim Waschbären gefordert, brauchen wir auch bei der Nilgans ein klares politisches Signal: Abschussprämien, Förderung der Verwertung und weniger Hürden in der Bejagung.“
Im MDR Thüringen Journal richtete er jüngst einen Appell an Politik und Öffentlichkeit: Die Jagd muss hier ihrer Verantwortung gerecht werden – nicht aus Lust am Schießen, sondern aus Pflicht zum Artenschutz und Erhalt ökologischer Gleichgewichte.
Bereits 2017 hat die Europäische Union die Nilgans in die Liste der gebietsfremden invasiven Arten aufgenommen – eine Verpflichtung für Deutschland, den Bestand aktiv zu begrenzen. Doch vielerorts fehlen konkrete Konzepte, politische Rückendeckung – und manchmal auch der Mut zur unbequemen Wahrheit: Nicht jede Art, die schön aussieht, gehört hierher.
Ein Blick ins Ausland zeigt, was passiert, wenn zu lange gezögert wird:
In den Niederlanden führte ein komplettes Jagdverbot zu einer explosionsartigen Gänsevermehrung. Die Schäden an Natur und Landwirtschaft wurden so gravierend, dass Zehntausende Tiere in Massentötungen per Gas eingeschläfert werden mussten – ein ethisch und politisch hochproblematischer Zustand, wie auch DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke betont:
„Die Gänse litten unter einem qualvollen Tod, das Fleisch wurde zunächst vernichtet. Das hätte durch regulierende Jagd verhindert werden können.“
Dass die Jagd als Regulativ von der Bevölkerung unterstützt wird, zeigt eine aktuelle Civey-Umfrage: 8 von 10 Deutschen halten Jagd für ethisch vertretbar, wenn sie zur Bestandsregulation dient.
Die Jägerschaft Thüringens ist daher nicht nur berechtigt, sondern aufgefordert, sich in diese wichtige Aufgabe einzubringen:
- durch gezielte Bejagung
- durch Dokumentation von Sichtungen und Bruten
- durch Zusammenarbeit mit Landwirtschaft, Kommunen und Naturschutzbehörden
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Nilgans auch in ThĂĽringen – Verwertungsstrukturen mĂĽssen gestärkt werden:
Nilgansfleisch ist hochwertig, fettarm und geschmacklich mit Wildente vergleichbar – eine Delikatesse, die (noch) zu wenig genutzt wird.
Unser Appell: Jetzt handeln! FĂĽr heimische Arten. FĂĽr die Kulturlandschaft. Und fĂĽr eine glaubwĂĽrdige, gelebte Jagdethik.
Hier geht’s zum vollständigen Beitrag aus dem MDR Thüringen Journal
Rezeptidee gefällig? Gänseburger mit Wildkräutersalat – weil Naturschutz auch schmecken darf.
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